Vintage-Kamera: Rollei 35 T

Rollei Kleinbild-Sucherkamera im Zigarettenschachtelformat.

Rollei 35 T

Die Rollei 35 T

Ist die nicht süß?

Früher habe ich eine Rollei 35 immer nur von weitem gesehen. Zu teuer und zu exotisch war diese Kamera, als dass ich mich dafür interessieren könnte. Die Kleinheit, die Verarbeitung und die vielen Rädchen haben mein Interesse und meine Neugier aber nie in Ruhe gelassen.

Auf einem Flohmarkt in 2016 hatte ich das erste Mal eine Rollei 35 in der Hand. Die Verkäuferin hatte mutmaßlich keine Ahnung - ich offen gestanden auch nicht. Ich wusste nicht, wie man das Objektiv herauszieht und wie man die Kamera öffnet. Irgendwie war mir das so peinlich, dass ich nicht nach dem Preis fragen mochte. Gut so! Heute weiß ich, dass ich mit dem Flohmarktfund nicht glücklich geworden wäre. Der Zustand war optisch und technisch nicht gut.

Aber nun brannte es auf den Fingern, ich habe mich eindringlich mit dem Thema "Rollei 35" beschäftigt, mit der verrückten, ungewöhnlichen Bedienung (spiegelverkehrt), mit der Öffnung der Kamera, mit den Moniten und mit dem Batterieproblem. So ausgerüstet machte ich mich auf eine lange Suche nach "meiner" Rollei 35. Ich hatte ja Zeit, es kam mir nicht auf ein besonderes Modell an, sie sollte nur optisch und technisch in einem guten Zustand sein. Aber das war nicht einfach.

Anders als bei der Nikon F-501 wollte ich hier kein Risiko eingehen und die Kamera vor dem Kauf vor Ort prüfen, zu groß sind die Fehlerquellen, zu filigran die Technik. Nach langer Suche bin ich 2018 in Bremen fündig geworden, der Vorbesitzer hat wohl nicht viel mit ihr fotografiert, sie aber immer gut behandelt und gepflegt. Keine Beulen, nur kleinste Kratzer, die Zeiten laufen ordentlich und sogar die alte Quecksilberbatterie war noch drin. Leider entladen, aber immerhin nicht ausgelaufen.

Zusammen mit der Rollei Tragekordel und der Rollei Aufbewahrungstasche bereichert sie jetzt meine Vintage-Sammlung.

Kamera und Technik

Rollei 35 - Franz Pangerl - Technik, Gestaltung, Zubehör - Ein Motiv- und BegleitbuchDie Rollei 35 wurde von 1967 bis 1982 weitgehend unverändert gebaut. Der hauptsächliche Unterschied liegt im Objektiv (Sonnar oder Tessar) und der Produktionsstätte, die Anfang der 1970er Jahre von Deutschland nach Singapur verlegt wurde. Die Rollei 35 ist eine echte Kult-Kamera, das Netz ist voll von Informationen - einige Links habe ich unten aufgelistet.

Meine Rollei 35 T ist ein helles Aluminiummodell (es gab sie auch ganz in Schwarz) und wurde von 1977 bis 1980 in Singapur hergestellt. Zusammen mit dem von 1974 bis 1977 hergestellten Chrommodell (Deckkappe aus Messing verchromt) wurden insgesamt ca. 440.000 Einheiten des T-Modells hergestellt. Ihr Vorgänger war die Rollei 35 (ohne Zusatz), die von 1967 bis 1974 in Deutschland gebaut wurde. Als Objektiv besitzt sie das Rollei-Tessar, mit einer Brennweite von 40mm ist es etwas weitwinkelig, mit der größten Blendenöffnung von 3,5 ausreichend hell. Das gesuchteste Modell trägt den Zusatz "S" oder "SE" und hat das "hellere" und optisch wohl noch bessere 2,8/40mm Sonnar Objektiv.

Die Kamera ist vollständig aus Metall, entsprechend schwer ist das kleine Ding. Sie ist vollkommen mechanisch, auch der Verschluss, die Zeiten passen daher wohl auch nur so ungefähr. Und der Verschluss will bewegt sein, um nicht "einzurosten". Elektronisch ist nur der Belichtungsmesser in der Front der Deckkappe, der von einer PX-625 Knopfzelle angetrieben werden soll. Und die ist das größte Problem der Rollei 35. Die PX 625 hat eine Spannung von 1,3 V und enthält Quecksilber. Quecksilberbatterien sind seit Jahren verboten, Altbestände längst aufgebraucht. Vergleichbare Knopfzellen haben 1,5 V, was zu Fehlmessungen des Belichtungsmessers führt. Zur Behebung gibt es einen Workaround, Adpater für aktuelle Batterietypen oder die Neukalibrierung des Belichtungsmessers durch einen Fachmann.

Zur ersten Funktionsprüfung habe ich zunächst eine neue (1,5 Volt) Batterie eingesetzt und den Workaround probiert. Durch Vergleich mit der Nikon D500 wurde der ungefähre Grad der Fehlmessung bestimmt. Die Fehlmessung betrug ca. + 1 bis 1,5 LW, was über die ASA-Einstellung korrigiert wurde. Das reichte aus, die Messzelle misst sehr großflächig und Fehlbelichtungen von +/- 1 LW schafft jeder Negativfilm.

Die Rollei 35 T habe ich mit einem Ilford HP5 Plus 400 ASA (eingestellt wurden 160 ASA) geladen und bin losgezogen. Bereits bei der Revueflex SC2 musste ich mich an das vollkommen Manuelle gewöhnen, aber bei der Rollei 35 ist alles, wirklich alles manuell, auch der Fokus muss geschätzt und eingestellt werden. Ich habe diese Reihenfolge versucht:

  • anvisieren des Motivs durch den Sucher
  • einstellen der Entfernung über den Entfernungsring am Objektiv (man beschäftigt sich auf einmal wieder mit Nah-Unendlich- und Schnappschuss-Einstellungen)
  • einstellen von Zeit und Blende über die Fronträdchen (man hat die Kamera dafür vor dem Bauch, weil man den Belichtungsmesser nur von oben sehen kann, daher sehe ich die Messung eher als Schätzung an)
  • stillhalten beim Auslösen (die Kamera löst so lange aus, wie der Auslöser gedrückt oder die Auslösezeit erreicht ist, das ist insbesondere bei den längeren Zeiten gefährlich)

Es hat funktioniert! Ich habe nur selten vergessen, die Entfernung einzustellen, nur einmal habe ich mich verschätzt (Frontfokus bei kleiner Blende). Die Belichtungskorrektur stimmte, bei Landschaften etc. sollte man bei der Belichtung eher tiefer peilen, passt aber. Ich habe alle Zeiten probiert, auch die langen, die Blenden von 3,5 bis 22. Das Objektiv ist o.k. und scharf, alles topp! Die digitalisierten Negative wurden nur ganz zart bearbeitet - Belichtungskorrektur und Ausrichtung.

Das Problem mit der Quecksilberbatterie PX625 ist gelöst

Mittlerweile habe ich das Batterieproblem gelöst. Auf der Seite www.buhla.de gibt es eine längere Abhandlung über die PX625 Adapter zum Ersatz von Quecksilber-PX625 durch eine SR44 - Frans de Gruijter und die Ersatzmöglichkeiten. Empfohlen wird der Batterieadapter von Frans de Gruijter aus den Niederlanden, es gibt auf der Seite auch einen Link zu einem ausführlichen pdf-Dokument von Frans de Gruijter in englischer Sprache, wo auch seine Anschrift und seine E-Mail zu lesen sind. Der Adapter basiert auf einer ausgehöhlten 625er Knopfzelle, in den ein Widerstand eingebaut wurde, der die Spannung von 1,55V auf 1,3V reduziert. In die 625er-Fassung wird eine 44er-Knopfzelle eingesetzt. Empfohlen wird eine Silberoxid-SR44 - das ist eine Uhrenbatterie, daher bekommt man sie problemlos beim Uhrmacher. Die SR44 hält sehr lange die Spannung stabil. Die Alternative LR44 entlädt sich dagegen gleichmäßig, wobei die Spannung langsam abnimmt, was zu Fehlmessungen führt.

Ich habe mir den Adapter für 16 Euro bestellt (5 Jahre Garantie!), er wurde sehr schnell geliefert. Die SR44 rein und ab in die Rollei 35 T. Endlich stimmen die Messungen. Zur Nachahmung empfohlen!

Einen weiteren Artikel zur PX625 und möglichen Alternativen gibt es HIER (KLICK).

Links

Weitere Einzelheiten zu der Kamera bekommt man hier. Aufgrund der Popularität der Kamera nur eine Auswahl:

Fazit

Was für eine Freude, dass bei einer knapp 40 Jahre alten Kamera alles funktioniert.

Beim Fotografieren muss man schon wissen, was man tun will, das Grundwissen zur Fotografie (siehe Revueflex SC2) kommt mir hier richtig zu Gute. Und wenn man dann nicht selbst Fehler macht, entstehen sehr gute Fotos.
Jede Tour mit der Rollei 35 Tist eine wahre Freude!


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